Was ist die AcadémieGalan?

Ein Ort. Ein Ding. Ein Ereignis.

Ein Kunstprojekt, gegründet im Jahr 2000 von Rolf Thiele u.A., inhaltlich positioniert zwischen Nostalgie und Utopie. In dieser Differenz öffnet sich ein Möglichkeitsraum und bildet Platz für KünstlerInnen, MitarbeiterInnen und Kunstinteressierte, die sich während ihres Aufenthaltes in diesem Kunstwerk und somit in der Kunst befinden.

Die Arbeit eines jeden Mitwirkenden, ob es die eigene künstlerische Tätigkeit oder die Mitarbeit an gerade laufenden Projekten ist, bildet die Realität des Ortes AcadémieGalan. Diese Mitarbeit, die Vorlesungen, die Gespräche, die Diskussionen, das Eigene und das Gemeinsame schaffen eine sozialästhetische Struktur in einer kleinen selektiven Öffentlichkeit und sind notwendig, um diese Praxis zu begründen und zu explizieren. Es richtet sich auf den Diskurs über Kunst und steht in Beziehung zur Konzeptkunst.

Kunst ist die Sache

Die wachsende Kommerzialisierung der Kunst, die heute im globalen Rahmen zu erleben ist, führt alle diejenigen Kunstpraktiken zum Verlust der Öffentlichkeit, die sich nicht leicht kommerzialisieren lassen oder sich ausdrücklich – wie das Kunstwerk AcadémieGalan bereits durch die Wahl des Standortes in der abgelegenen Provinz im Südwesten Frankreichs zum Ausdruck bringt – aktiv einer Kommerzialisierung widersetzen.

Bei einem Kunstprojekt wie dem der AcadémieGalan bildet sich die Öffentlichkeit nur durch die extra Angereisten, durch die mitwirkenden Künstler, Freunde, Mitarbeiter und Gäste. Das hat Vorteile und Nachteile. Ein Nachteil besteht in der Isolation vom breiten Publikum. Doch diesen Nachteil kann man auch als Vorteil sehen: Das anwesende Publikum, dem die Werke präsentiert werden, ist nicht gleichgültig, sondern von Anfang an interessiert, involviert und kollaborativ gestimmt. Alles wird gern und zugeneigt diskutiert, analysiert und interpretiert. Ein gemeinsames Fest der Rezeption. Die Produktion der Werke, die es ja gibt, scheint wie ein Vorwand für die Ereignisse der Gemeinsamkeit zu sein. Worum es immer geht ist das Leben aber Kunst ist die Sache.

Ein Denken in Ereignissen

Diese Kunstpraxis stellt die Frage neu, inwieweit sich die Kunst in dem manifestiert, was uns als Kunst dargeboten wird. Kunstwerke sind Halbdinge, in ihrer Struktur vergleichbar mit Denkprozessen, und werden dadurch gekennzeichnet, dass sie in ihrer unbedingten Hälfte unbeständig, dem Wechsel durch Interpretation unterworfen, ihrer Natur nach anders werdend sind. Die dingliche, körperliche Hälfte, das Werk, das Material, ist auf Dauer organisiert und bleibt präsent und anschaulich. Während der Interpretation öffnet sich die unbedingte Hälfte und lässt die bedingte Hälfte, von der sie ausging, für Momente/Augenblicke sich aus der Aufmerksamkeit entfernen. Nur auf diesem Umweg kommt die Kunst zum Werk, es kann Kunstwerk werden. Das Ding ist Sein, die Kunst ist Werden; Kunst ist ein Phänomen.

Das Kunstwerk wird traditionell als etwas verstanden, das die Kunst in sich verkörpert, sie unmittelbar präsent, anwesend, anschaulich macht. Gehen wir in eine Kunstausstellung, ist üblicherweise das, was wir dort sehen Kunst. Solche Werke können auf die eine oder andere Art auf etwas verweisen, was sie nicht sind, aber sie verweisen nicht auf die Kunst, denn sie sind Kunst.

Im Gesamt-Kunstwerk AcadémieGalan, auch verstanden als Lebenskunst, verhält es sich anders.

Dasselbe erfordert etwas anderes als sich selbst

Nichtkunst als Kunst kann auf das verweisen, was sie nicht ist, nämlich Kunst. Die Kunst ist hier nicht mehr präsent und anschaulich. Sie tritt nicht mehr nur in Objektform auf, nicht nur reduziert auf Ergebnis und Produkt einer kreativen Aktivität. Vielmehr ist die Kunst diese Aktivität selbst, die Kunstpraxis als solche. Dementsprechend sind die meisten Objekte der AcadémieGalan als Objekte der Nichtkunst weder die Vergegenwärtigung eines vergangenen Kunstereignisses noch als Versprechen eines kommenden Kunstwerkes, sondern der einzig mögliche Verweis auf eine Kunstaktivität, die gar nicht auf andere Weise dargestellt werden könnte als mittels dieser Kunstpraxis.

Die präsenten Objekte der Nichtkunst sind nicht so sehr solide materielle Objekte im Sinne der traditionellen Kunst. Sie sind vielmehr Zeichen, die erst durch ihre Interpretation, durch ihre Einschreibung in bestimmte Assoziations- und Konnotationsnetze so etwas wie Realität oder Präsenz im Raum der Kunst bekommen.

Für diejenigen, die sich der Entwicklung eines Kunstprojektes statt der Produktion von Kunstwerken widmen, ist die Kunst nämlich mit dem Leben identisch, weil das Leben im Wesentlichen eine reine Aktivität ist, die zu keinem Endergebnis führt, sieht man vom unausweichlichem Ende ab. So scheint die Identität zwischen Kunst und Leben erreicht, die von den Künstlern der Moderne so lange gesucht wurde.

Projekt Association AcadémieGalan, Gemeinnützigkeit

Auf der betrieblichen Seite ist die AcadémieGalan als Association, als gemeinnütziger Verein organisiert und nicht auf Gewinn ausgerichtet. Deshalb braucht sie Freunde, Förderer und Unterstützer zur Finanzierung der zahlreichen Vorhaben, wie z.B. den Bau und die Renovierung von weiteren Unterkünften, Werkstätten, Ateliers, Stipendien für KünstlerInnen, Mittel für Fachpersonal, PraktikantInnen usw.